Zukunftsmarkt mit Handicap Barrierefreie Bäder planen
Prognosen sind schwierig – besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Doch in manchen Sparten ist Zukunft vorbestimmt: Bis zum Jahr 2030 müssen allein in Deutschland 7 Millionen Bäder altersgerecht gebaut oder
umgebaut werden. Dieser Bedarf ist real – und enorm.
Unterschiedlichen Handicaps gerecht werden
Die Hamburgerin Marie Striewe ist TÜV-zertifizierte Fachplanerin für altersgerechte Bäder. Sie weiß genau, wie ein Badezimmer den persönlichen Handicaps und sich durch Alter verändernde Anforderungen gerecht werden kann. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ansprüche an das barrierefreie Bad: alters-, rollstuhl- und sehbehindertengerechte Bäder unterscheiden sich in der Planung grundlegend.
Das seniorengerechte Bad
Ein altersgerechtes Badezimmer muss vor allem funktional sein – und soll dabei weder steril noch wie ausdem Pflegeheim aussehen. Das sind zwei negativen Assoziationen, denen das Stichwort Barrierefreiheit heute entwachsen ist. Im Prinzip ist ein altersgerechtes Bad nichts anderes als ein komfortabel gestalteter Bereich, in demman sich gerne aufhält und in dem sich auch körperlich beeinträchtigte Menschen wohl und sicher fühlen, sich selbstständig waschen und bei Bedarf mit einer Hilfsperson duschen oder baden können. Das spart im Idealfall den Umzug ins Alters- oder Pflegeheim. Denn das Bad ist der neuralgische Punkt der Wohnung.
Dabei kann sogar schon beim Bau vorgesorgt werden, auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch kein Senioren-Bad benötigt wird. Wände können vorsorglich mit OSB-Platten bestückt werden, um eine spätere Integration von Stützgriffen und Duschsitzen zu ermöglichen. Darüber hinaus kann das Bad schwellenlos und mit breiten Durchgängen geplant werden. Der positive Nebeneffekt: Das Bad wirkt weitläufig und offen. Mithilfe der Vorwandtechnik lassen sich auf einfache Art Sitz- und Abstellflachen um Wanne und Dusche schaffen. Breite Abstellflächen um den Waschtisch können dekorativ genutzt werden und dienen später auch zum Abstützen und Festhalten. Einhebelmischer und Dusch-WCs sind darüber hinaus besonders seniorenfreundlich.
Badezimmer rollstuhlgerecht einrichten
„Die Planung eines rollstuhlgerechten Badezimmers im Privatbereich ist eine große Herausforderung“, sagt Marie Striewe. Es komme auf jeden Zentimeter an, denn erst ab einer gewissen Grundfläche kann ein Bad überhaupt uneingeschränkt mit einem Rollstuhl befahren werden. In der DIN 18040-2 sind hierfür breite Durchgänge und ausreichend Bewegungsfläche festgelegt: Um überhaupt mit einem Standardrollstuhl durch die Tür zu fahren, fordert die Norm schon eine Türbreite von 90 cm. Ebenso muss die Tür nicht in den Sanitärraum schlagen, damit sie im Notfall geöffnet werden kann, wenn jemand vor die Tür stürzt. Um problemlos rangieren zu können, wird eine Bewegungsfläche von mindestens 150 x 150 cm benötigt. Dies gilt auch für die bodenebene Dusche mit Sitzfläche. Der Waschtisch und alle größeren Ablageflächen sollten unterfahrbar sein, die empfohlene Höhe liegt hier bei 80 cm, etwa 5-10 cm niedriger als in normalen Bädern. Spiegel sollten im besten Fall kippbar sein, um bedarfsgerecht eingesetzt zu werden, empfiehlt Marie Striewe.
Auch am WC gibt es Mindestabstände zu beachten: das seitliche Umsetzen auf die Keramik erfordert 90 cm zwischen Wand und der Beckenvorderkante. Der Abstandzwischen den notwendigen Stützklappgriffen sollte mindestens 65 cm sein. Zu empfehlen sind Stutzklappgriffe mit integriertem Papierrollenhalter. Zudem sollte für die optimale Sitzhaltung sollte eine Rückenlehne montiert werden.
Anforderungen bei Sehbehinderung
Um den rund 1,2 Millionen Sehbehinderten in Deutschland Zuhause die gewünschte Selbstständigkeit zu bieten, und sie vor Verletzungen im Badezimmer zu schützen, reichen oft einige einfache Maßnahmen aus. Sehbehinderung bedeutet, dass das Sehvermögen weniger als 30% beträgt, nicht unbedingt, dass der Betroffene blind ist. Daher können Farbkontraste für viele von enormer Bedeutung sein. Armaturen, Haltegriffe, Betätigungsplatten und Sitzmöglichkeiten sollten daher so kontrastreich wie möglich gestaltet werden. Um Ausrutschen zu verhindern, können Badteppiche in Kontrastfarben ergänzt werden. Shampoo- und Seifenspender sollten im besten Falle an die Wand montiert werden, um Umstoßen zu verhindern. Auch in Badewanne und Waschbecken können Kontraste hilfreich sein. Um den Wasserstand zu erkennen, eignen sich schwimmende Objekte in leuchtenden Farben – wie die klassische Quietsche-Ente – ergänzend zu kontrastierendem Klebeband, um den gewünschten Wasserstand zu markieren.
Barrierefrei bauen – ohne dass es barrierefrei aussieht.
Die Zukunft des Bauens ist barrierefrei – was gerne auch mit dem Begriff „Universal Design“ umschrieben wird. Gemeint ist, dass Räume und Produkte gut zugänglich und komfortabel nutzbar sind für Menschen aller Altersklassen und in allen Lebenssituationen. Mehr und mehr Lösungen haben diese Qualität miteingebaut. Einige Beispiele machen das deutlich.
Die Duschrinne TECEdrainline ist ein Paradeprodukt des Universaldesigns. Sie garantiert durchgängigen Badboden ohne Schwellen.
TECElux ist ein weiteres Beispiel: Das WC-Terminal ist höhenverstellbar, was bei Rückenproblemen ebenso gefällt wie beim Umsetzen vom Rollstuhl.
Kontrastreiche Betätigungsplatten sind auch von Menschen mit Sehschwäche gut zu lesen – und zu bedienen. Auch sie sind eine Lösung des Universaldesigns.