Bedarfsgerechte Umnutzung sicher umgesetzt
Einblasdämmung in raumhohen Trennwänden als rationelle Bautechnik
Dem steigenden Bedarf an bezahlbaren privaten oder gewerblichen Wohnflächen steht die angespannte Verfügbarkeit von freien Bauflächen entgegen – im städtischen Raum ist hier ein ressourcenschonender Umgang unabdingbar. Neben der Nachverdichtung liegt ein großes Potenzial in der Aktivierung von leerstehenden Gebäuden sowie einer funktionalen Umnutzung von ungenutzten Gewerbeflächen. Bis zur Umsetzung ist dies für den Bauherren mit einigen Herausforderungen verbunden, die sich jedoch mit industriell vorgefertigten Sanitärwänden in Kombination mit der Einblasdämmtechnik zur brandschutztechnischen Ertüchtigung prozessoptimiert und platzsparend meistern lassen, wie folgendes Praxisbeispiel zeigt.
Die brandschutztechnische Abschottung von Installationssystemen ist zeitintensiv und blockiert oftmals qualifiziertes Personal. Die maschinelle Einblasdämmtechnik (EBD-Technologie) für vorgefertigte Installationswände ist eine Alternative, die externe und durch das Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen (MPA-NRW) zertifizierte Dienstleister komplett übernehmen können. Bei dieser Technik wird ein nichtbrennbares, mineralisches Dämmgranulat maschinell in die Vorwand eingebracht und bildet bei entsprechender Mengenberechnung eine hohlraumfreie Befüllung zur Verhinderung der geschossübergreifenden Übertragung von Feuer und Rauch. So können auch raumhohe Installationswände und -schächte in Verbindung mit einer entsprechenden Systembeplankung brandschutztechnisch ertüchtigt werden, wobei auf klassifizierte Deckenschottsysteme verzichtet werden kann. Das vereinfacht die Installation erheblich, da die Randbedingungen der Verwendbarkeitsnachweise unterschiedlichster Deckenschottsysteme nicht zu beachten sind und Deckendurchbrüche einfach maschinell mit verfüllt werden.
Grundlage der EBD-Technologie ist die genaue Kenntnis des zu verfüllenden Volumens. Aus der Mindestdichte der Füllung von ca. 90 kg/m³ gemäß Verwendbarkeitsnachweis lässt sich die erforderliche Menge an mineralischem Dämmgranulat exakt ermitteln. Die abschließende brandschutztechnische Verantwortung übernimmt die zertifizierte EBD-Fachfirma für die Einblasdämmtechnik durch die Bestätigung einer Übereinstimmungserklärung einschließlich der Erstellung der baurechtlich notwendigen Dokumentationen.
Ideal für industriell vorgefertigte Sanitärwände – Trinkwasserhygiene inklusive
Die EBD-Technologie entfaltet vor allem in Verbindung mit der industriellen Vorfertigung von Sanitärwänden und Installationsschächten ihr Potenzial, wie sie die Sanitärtechnikmarke TECE als Service unter dem Namen TECEsystem anbietet. Die industrielle Vorfertigung ist geeignet für Objekte mit einheitlichen Badezimmern etwa im Wohnungsbau, Hotels oder Krankenhäusern und bietet Prozess- und Qualitätsvorteile.
Die vorgefertigten TECEsystem-Installationswände werden auf der Basis des Vorwandsystems TECEprofil hergestellt. Das TECEprofil-Tragwerk ist baurechtlich zum Errichten von nichttragenden Brandschutzkonstruktionen durch das DIBt zugelassen und mit der entsprechenden Ü-Kennzeichnung Z-19.140-2573 werkseitig gekennzeichnet. Das Tragwerk dient zur Aufnahme der Systemkomponenten wie Sanitärmodule, Armaturentraversen, Haltesysteme und den notwendigen Ver- und Entsorgungsleitungen. Unter industriellen Bedingungen werden die Wände in einer hohen, gleichbleibenden Qualität hergestellt. In Abstimmung mit den Kunden erfolgt die Lieferung zu den gewünschten Terminen just-in-time auf die Baustelle – bei größeren Stückzahlen auch in mehreren Chargen, die auf Wunsch vor Ort in Containern bereitgestellt werden. Das ermöglicht eine hocheffiziente und kostengünstige Installation der Haustechnik unter Einhaltung aller Normen und Vorschriften. Das Verfahren sorgt für eine erhöhte Gewährleistungs- und Haftungssicherheit. Kunden können auf einen projektbegleitenden Support durch die Anwendungstechnik von TECE zurückgreifen.
Ein positiver Nebeneffekt der Einblasdämmtechnik ist die Möglichkeit einer thermischen Trennung von Kalt- und Warmbereichen im gemeinsam genutzten Installationsschacht bzw. in der Vorwandinstallation durch die dichte Füllung des Granulats. Diese verhindert, dass sich bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kaltes Wasser nach der gültigen Trinkwasserverordnung nicht unzulässig erwärmt – ein wichtiger Beitrag zur Trinkwasserhygiene.
Brandschutztechnische Nutzungsänderung vom Hotelbetrieb in eine Pflegeeinrichtung
Das nachfolgende Praxisbeispiel einer Nutzungsänderung vom Hotelbetrieb in eine stationäre Seniorenpflegeeinrichtung spiegelt den Mehrwert von TECEsystem gegenüber konventionellen Lösungen wider. Durch eine frühzeitige Einbindung des Industriepartners und der Brandschutzsachverständigen während der Genehmigungsplanung wurden die Fragestellungen zum Brandschutz eindeutig adressiert und als unterstützende Dienstleistung baurechtlich geklärt. Hierdurch wurden die planerisch notwendigen Rahmenbedingungen für alle Projektbeteiligte im Vorfeld der Ausführungsphase geschaffen und der Weg bis zur baurechtlichen Abnahme geebnet.
Baurechtliche Einstufung und Herausforderungen
Durch die Nutzungsänderung handelt es sich um ein Gebäude der Gebäudeklasse 5 mit Anlagen und Räumen besonderer Art oder Nutzung als Sonderbau mit Nutzungseinheiten zum Zwecke der Pflege oder Betreuung von Personen, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist. Vor der Nutzungsänderung wurden jeweils zwei Hotelzimmer über einen gemeinsamen Installationsstrang aus nichtbrennbaren Versorgungsleitungen und einer Schmutzwasser-Mischinstallation geschossübergreifend erschlossen. Die vorhandenen Deckenschottsysteme waren zum Teil mangelhaft eingebaut beziehungsweise nicht vorhanden. Mit Blick auf die Investitionskosten einer Neuinstallation sollte die bestehende TGA-Installation möglichst erhalten bleiben und brandschutztechnisch ertüchtigt werden.
Die Trennwände zwischen den Pflegezimmern sowie zu den Fluren innerhalb einer Nutzungseinheit wurden im Brandschutzkonzept als feuerhemmende Konstruktion aus nichtbrennbaren Baustoffen (F30-A) und die Trennwände der Nutzungseinheiten als feuerbeständige Konstruktion aus nichtbrennbaren Baustoffen (F90-A) festgeschrieben. In der Konzeptphase wurden diese Trennwände als konventionelle Trockenbauwände geplant. Die notwendigen Sanitärinstallationen der Bewohnerbäder sollten in zusätzlichen Vorwandinstallationen beidseitig der Trennwände integriert werden. Ferner waren die nutzungsspezifischen Anforderungen an die Barrierefreiheit und Mindestbewegungsflächen nach DIN 18040 inklusive der Notwendigkeit der Integration von Stütz- und Haltesystemen aus statischer Sicht der Tragwerkskonstruktion zu berücksichtigen.
Individuelle Projektlösung und Umsetzung in der Praxis
Gemäß dem Leistungsversprechen der Firma TECE konnte eine wirtschaftliche und baurechtlich sichere Projektlösung mit TECEsystem-Installationswänden nach einem internen Qualitätsprozess entwickelt und termingerecht bis zur baurechtlichen Abnahme umgesetzt werden. In der ersten Phase wurde ein detailliertes Anforderungsprofil gemeinsam mit dem Bauherrn und dem Betreiber der Pflegeeinrichtung sowie mit dem beauftragten TGA-Fachplaner erstellt. Neben den rechtlichen Fragestellungen zum Brand- und Schallschutz standen die Themen der Barrierefreiheit und Funktionalität der Bäder unter Sicherstellung der hygienischen Anforderungen im Fokus. Hierbei konnte die Projektlösung mit industriell vorgefertigten Installationswänden gegenüber einer konventionellen Bauweise mit den vielzähligen Gewerkeschnittstellen und Koordinierungsaufgaben deutlich überzeugen.
Die brandschutztechnische Ertüchtigung der Installationswände erfolgte über die Einblasdämmung in Verbindung mit einer Systembeplankung. Durch die Möglichkeit, die Trennwandkonstruktionen deutlich schmaler als konventionelle Konstruktionen realisieren zu können, konnte die geforderte Barrierefreiheit realisiert werden. Denn mit der ursprünglichen Planung wäre man auf eine Tiefe von 450 mm gekommen, womit die von der Norm vorgegebene Bewegungsfläche von 1,2 x 1,2 m nicht ganz erreicht werden konnte. Mit der Installationswand als Raumtrennwand ergibt sich eine Tiefe von 330 mm, was pro Bad einen Raumgewinn von 6 cm bedeutet, sodass die geforderte Bewegungsfläche knapp realisiert werden konnte.
Im weiteren Projektverlauf wurde eine Musterinstallation für eine Doppelbadsituation der Bewohnerbäder geliefert und fachgerecht montiert. Hierbei lag das Augenmerk speziell auf der brandschutztechnischen Klärung und Beurteilung der raumabschließenden Bauteilanschlüsse an das Gewerk Trockenbau sowie in der brandschutztechnischen Ertüchtigung der vorhandenen TGA-Installation der geschossübergreifenden Ver- und Entsorgungsleitungen. Die baurechtliche Klärung wurde dem Kooperationspartner EBD services übertragen. In Abstimmung mit der Bauleitung für den gebäudetechnischen Brandschutz und dem zuständigen Prüfsachverständigen konnte die Konzeption auf Basis der Verwendbarkeitsnachweise erstellt, nicht wesentliche Abweichungen beschrieben und Kompensationsmaßnahmen abgestimmt werden. In der konkreten Konzeption wurden die vorhandenen geschossübergreifenden Ver- und Entsorgungsleitungen durch eine F90-Schachtkonstruktion aus CW/UW-Trockenbauprofilen mit einer zweilagigen, 20 mm starken GKFi-Beplankung sowie der Einblasdämmtechnik brandschutztechnisch gekapselt.
Durch notwendige TGA-Installationen aus brennbaren Baustoffen (Halteplatten für die Halte- und Stützgriffe, Ver- und Entsorgungsleitungen etc.) innerhalb der vorgefertigten TECEsystem-Raumtrennwand zwischen den Bewohnerbädern, ist diese raumabschließende Trennwandkonstruktion gemäß Verwendbarkeitsnachweis brandschutztechnisch als feuerhemmend F30-AB einzustufen. Als Kompensationsmaßnahme zur baurechtlichen Anforderung F30-A bzw. F90-A der Trennwand aus dem Brandschutzkonzept konnte die Verwendung der maschinell eingebrachten Einblasdämmtechnik mit einer deutlich höheren Dichte sowie die Verwendung einer zweilagigen GKFi-Beplankung gegenüber der im Verwendbarkeitsnachweis beschriebenen einlagigen Beplankung angeführt werden. Nach Projektabschluss konnte die beauftragte Fachfirma die Übereinstimmungserklärung und die notwendigen Dokumentationen dem Bauherrn übergeben.
Fazit: Know-How einbringen – Systemlösungen nutzen
Das Praxisbeispiel steht stellvertretend für die vielfältigen Möglichkeiten, die industrielle Vorfertigung mit den zugehörigen Systemzulassungen zu nutzen und kann auf diverse Bausituationen im Gebäudebestand sowie bei Neubauprojekten individuell übertragen werden.
Die baurechtlich sichere Erarbeitung und Umsetzung einer individuellen Projektlösung stellt für die Beteiligten gerade im Gebäudebestand eine große Herausforderung dar. Hierbei können aufeinander abgestimmte Systemlösungen die Prozesse während der Planungs- und Ausführungsphase deutlich vereinfachen und bei frühzeitiger Einbindung das Know-how und die Netzwerke der Systempartner maximal genutzt und eingebunden werden. Baurechtliche Fragestellungen können frühzeitig beantwortet, eine qualitativ hochwertige Ausführung sichergestellt und ein termingerechter Ablauf gewährleistet werden. Die Reduzierung von Gewerkeschnittstellen verhindert Ausführungsmängel und Zusatzkosten durch Verzug bei maximaler Kostentransparenz und eindeutigen Verantwortungen.